Wenn man Ratgeber zum Thema Bootskauf liest, werden immer zwei Dinge empfohlen. 1. erstellt euch einen klaren Kriterienkatalog und 2. verschafft euch einen Marktüberblick. Bei uns war der Kriterienkatalog eher etwas volatil als klar. Harald wusste was er will, ich nicht. (Kleiner Exkurs in Genderstereotype, das ist ja mal eine echt typische Rollenverteilung). Der kleinste gemeinsame Nenner unserer Vorstellungen war zu Beginn daher relativ einfach. Unsere Yacht sollte mindestens 12m Länge haben und für große Fahrt ausgelegt sein. Beim Rumpfmaterial (Alu, Stahl, Gfk) und beim Kiel (lang, gemäßigt, kurz, Hubkiel, Kimmkiel oder oder oder) waren wir offen. Kabinen haben wir uns 3 vorgestellt, um Platz für Gäste zu haben.

Bei der Marktrecherche waren wir dafür umso fokussierter und haben uns intensiv durch sämtliche Portale geklickt. Fast alle Yachten werden über Makler verkauft und die inserieren parallel die gleichen Angebote auf unterschiedlichsten Plattformen. Wenn man sich auf die großen Portale konzentriert, bekommt man fast alle Angebote mit, die es auch in den Nischenportalen gibt. Außerdem kann man Benachrichtigungsfunktionen nutzen, um neue Angebote passend zu den eingestellten Kriterien direkt per Mail zu bekommen.

Das Ergebnis? Sehr überschaubar.

Bei unseren Anforderungen und Budget waren in der engeren Auswahl zwischen drei bis fünf Yachten. Und meist waren es die gleichen. Aber ab und zu war eine neue dabei und dann wurde es spannend. Beschreibung lesen, Bilder durchklicken, träumen, aufwachen, feststellen, dass es doch zu viele Kompromisse sind, weitersuchen. So ging das wochen- und monatelang.

Schließlich haben wir 4 Yachten besichtigt.

Zuerst eine Bavaria Lagoon, die Vernunft-Yacht. Eigentlich ein starkes Boot und gut durchdacht, aber irgendwie sprang der Funke nicht über. 1900 km Autofahrt für einen Sonnenaufgang im Dezember am Meer.

Dann kam eine Jeanneau Trinidad. Groß, viel Platz und massiv, aber unser Budget überstrapazierend. Dafür aber zum ersten mal Schottland gesehen – hier müssen wir mal zum Segeln her.

Richtig ernst wurde es dann auf den Kanaren. Eine 45er Motiva ohne brauchbaren Innenausbau, aber mit guter Substanz und neuen Segeln. Ein echtes Expeditionsboot für große Abenteuer. Zum Schluss sind wir uns mit dem Verkäufer dann doch nicht einig geworden.

Die Suche hat ein Ende

Die Annonce unserer Tasman war alles andere als ein Aufreißer. Nichtssagendes Foto mit dem Titel „Stavoren Kotter“. Eine Socke mit dem Titel „riech mal“, hätte mehr Aufmerksamkeit bekommen. Trotzdem war diese Yacht in unseren Suchergebnissen.

Beim genauerem  Durchlesen der Anzeige wurde uns schnell klar, das könnte sie sein. Wir haben sofort den Makler angerufen und schon vier Tage später einen Flug in die Türkei gebucht.

Nach knapp 15.000 km und einem CO2 Fußabdruck wie ein kleines Kraftwerk, haben wir sie endlich gefunden, unsere Tasman (formerly known as Brio), oder sie uns. Das schönste Boot in der ganzen Werft. 14 m stählerne Eleganz, die schon mehrfach um die Welt gesegelt ist und viele Ozeane gesehen hat. Mehr Informationen über unsere Tasman gibt es hier.


Manchmal muss man genauer hinsehen um die wahre Schönheit zu erkennen. Mittlerweile wissen wir auch, dass bei „Stavoren Kotter“ der Insider weiß, wovon die Rede ist.